Drehtagebuch

Phase 3: Afrika

Mali befindet sich in Westafrika und zählt zu den ärmsten Ländern der Erde. Warum drehen wir hier, fast am “Ende der Welt”?

Energieautonomie ist ein Thema, bei dem es um weit mehr geht als moderne Technologie und Wirtschaftspolitik in den Industrieländern. Die gesamte Tragweite des Begriffs kann nur dann erfasst werden, wenn man ihn in Bezug zu der Frage nach globaler Gerechtigkeit setzt: Energie muss allen Menschen dieser Welt zugänglich gemacht werden. Das geht nur dezentral und über eine Vielzahl von Möglichkeiten der Energieproduktion, die die jeweilige Situation vor Ort berücksichtigen – ganz besonders in der sogenannten “Dritten Welt”, wo die Infrastruktur für ein zentralisiertes Energiesystem gar nicht vorhanden ist.

Das Mali Folkecenter unter der Leitung von Ibrahim Togola leistet hier wichtige Pionierarbeit. Grundidee ist es, den Menschen in den Dörfern Afrikas über die Einrichtung kleiner Solaranlagen einen Zugang zu Energie zu ermöglichen. Die auf diese Weise dezentral erzeugte Energie ist billing und sauber. Außerdem ist sie eine entscheidende Kraft gegen Armut, Ungerechtigkeit und Krieg: die kleinen Anlagen verbessern die Lebensbedingungen der Menschen nachhaltig, können selbst aber niemals Ausgangspunkt für große Konflikte sein.

Das Dorf Tabago ist ein afrikanisches Solar Village. Vom Folkecenter eingerichtete Photovoltaikanlagen versorgen das Dorf mit Energie. So wurde es u.a. möglich, eine Geburtsstation zu beleuchten – dies ging vorher nur mit Taschenlampe. Außerdem bietet das Zentrum ein Trainingsprogramm für Landwirte an und hat mit dem Aufbau eines Mikrokreditsystems begonnen, um Frauen einen eigenen Handel zu ermöglichen.

Nach einer abenteuerlichen Fahrt über 5 km Ruckelpiste, die drei volle Stunden dauert, erreichen wir das Dorf Gesado. Das Mali Folkecenter baut hier eigene Jatropha-Pflanzen an, eine Energiepflanze, die auch für große Unternehmen von Interesse ist. Hier jedoch werden die Früchte zur eigenen Energieversorgung genutzt. Die extremen Straßenverhältnisse zeigen, dass dezentrale erneuerbare Energie im wahrsten Sinne des Wortes überall eingesetzt werden kann, auch im hintersten Winkel von Afrika.

Nach einem sehr erfolgreichen und kurzfristig noch um zwei Tage verlängerten Dreh in Mali ist die ganze Crew erschöpft; die Strapazen des fast 20-tägigen Drehs sind allen anzumerken. Auch wenn die anstehende Erholungspause eher kurz ist, können sie doch alle Beteiligten gut gebrauchen, bevor es am Samstag, leider ohne die erkrankte Nelli Hartung, weitergeht in Richtung Bangladesh.